Ab 2022 können auch Milch und Milchprodukte im Handel mit dem vierstufigen Haltungsform-Kennzeichen versehen werden. Das kommt dem Wunsch derjenigen Verbraucher entgegen, die sich beim Einkauf bewusst für Produkte entscheiden möchten, die ein mehr an Tierwohl garantieren. Die Einführung des vierstufigen Kennzeichnungssystems auf Milch und Milchprodukten findet ab Januar 2022 schrittweise statt, bereits jetzt sind die ersten gekennzeichneten Produkte in Supermärkten und Discountern zu finden, meldet die Initiative Tierwohl (ITW).
Ähnlich wie beim Fleisch kann der Verbraucher dann bereits beim Einkauf sehen, wie hoch das Tierwohl-Niveau bei der Haltung der Milchkühe ist. Hierbei ist analog der Kennzeichnung beim Fleisch das Tierwohl in den Erzeugerbetrieben in die Stufen 1 bis 4 eingeteilt. Die Haltungsform 1 ist die „Stallhaltung“, die Stufe 2 ist die „Stallhaltung plus“, die Haltungsstufe 3 „Außenhaltung“ und die Stufe 4 „Premium“.
Was heißt das für die Erzeuger? Wer Milch in einer bestimmten Haltungsstufe produzieren möchte, muss einen sogenannten Programmkoordinator, i.d.R. die Molkerei, haben, bei dem eine Teilnahmeerklärung abgegeben werden muss. Der Programmkoordinator entscheidet sich für einen sogenannten Systemgeber wie z.B. den QM Milch e.V., den Deutschen Tierschutzbund oder das DLG Programm, deren Kriterienkataloge für die Haltungsstufen ähnlich sind. Im Vorfeld sollte man sich aber über die Details bzw. über die dann einzuhaltenden Kriterien informieren, die vom jeweiligen Systemgeber vorgegeben werden. Grundlage zur Teilnahme ist in jedem Fall ein erfolgreich abgeschlossenes Audit im Betrieb.
QM+ Programm
Die Anforderungen im bereits bekannten und anerkannten QM-Programm werden um ein Zusatzmodul QM+ erweitert. Diese zusätzlichen Kriterien, die in einem Audit durch eine anerkannte Zertifizierungsstelle geprüft werden, umfassen vor allem weitere Tierwohl-Kriterien sowie die Teilnahme am Antibiotikamonitoring und der Schlachtbefunddatenbank. Bei der Tiergesundheit wird der Fokus auf die Prophylaxe gelegt, denn ein tierärztlicher Betreuungsvertrag ist ebenso wie die Umsetzung der Bestandsbetreuung verpflichtend. Im Bereich der Eutergesundheit sollte der mittlere Zellgehalt von unter 200.000 im Mittel der letzten drei Monate liegen. Dies ist aber kein k.o.-Kriterium, sondern es kann gemeinsam mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt und der externen Beratung ein Maßnahmenplan entwickelt werden, um die Eutergesundheit mittelfristig zu verbessern. Es wird ein großzügigeres Platzangebot für die Tiere (Kühe, Trockensteher und Kälber bis 6 Monate) gefordert und die Gestaltung der Liegebereiche sowie die Sauberkeit der Tiere bewertet.
Weitere Einzelheiten zum Kriterienkatalog, ein Handbuch für Milcherzeuger sowie verschiedene Mustervorlagen können auf der Seite von QM Milch e.V. nachgelesen werden:
Weitere Informationen für Verbraucher:
Initiative Tierwohl
Haltungsform-Kennzeichnung